Mittwoch, 30. September 2009

"Angenehm im persönlichen Umgang"


Stephan Köhl, Geschäftsführer der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, über den ersten Besuch einer schwulen Reisejournalistengruppe in der Region

Herr Köhl, am vorvergangenen Wochenende waren rund ein Dutzend schwule Reisejournalisten zu Gast im Berchtesgadener Land. Wir vermuten, eine Premiere?

In der Tat: Schwule Journalisten haben wir im Berchtesgadener Land bisher noch nicht eingeladen, obwohl wir sicherlich heute schon viele homosexuelle Gäste haben. Wir konzentrieren uns als große Tourismusorganisation auf die zentralen Zielgruppen der Naturliebhaber, Wanderer, Radfahrer und Wintersportler und hatten bislang noch nicht die Ressourcen, unsere Zielgruppen viel tiefer zu segmentieren.

Aus welchen Ländern kamen die Journalisten?

Die Pressereise war wirklich international besetzt, die Journalisten kamen aus England, Irland, Spanien, den Niederlanden, Schweden, Schweiz, Österreich und Deutschland. Und ich war sehr erstaunt, dass fast alle wirklich gut deutsch sprachen, einfach eine tolle Gruppe!

Haben Sie ihnen die "heimlichen rosa Ecken" in Ihrer Region gezeigt?

Um ehrlich zu sein: Bisher haben wir uns leider noch zu wenige Gedanken darüber gemacht, auf welche Ressentiments Homosexuelle noch heute stoßen. Und dass es durchaus Sinn macht, vergleichbar der Familienfreundlichkeit "Gay-Freundlichkeit" zu kommunizieren. Eine besondere "Rosa Ecke" haben wir mit den Gästen allerdings besucht: das Berghotel Rehlegg in Ramsau bei Berchtesgaden - hierher kommen schon seit Jahren gerne schwule Gäste. Dass es noch mehr heimliche Ecken gibt, wissen wir. Diese auf unserer Homepage zu kommunizieren, wollen wir bald in Angriff nehmen.

Wie war die Resonanz unter den Kollegen?

Überrascht - und absolut positiv. Auch wenn man die Zielgruppe der schwulen Gäste sicherlich nicht pauschal beurteilen kann, hat sie sich als sehr reisefreudig, zahlungskräftig und angenehm im persönlichen Umgang gezeigt. Warum also keine entsprechende weitere Presseeinladung?

Wen haben Sie bei der Zielgruppe im Blick? Den partyfreudigen Szenegänger wohl weniger ...

Ja, wer im Berchtesgadener Land Urlaub macht, sollte die Schönheit der Natur genießen wollen. Die Bergwelt - nicht zuletzt mit dem einzigen alpinen Nationalpark in Deutschland - bietet ein unvergleichliches Naturerlebnis, idyllische Orte, Zeit zum Durchatmen und Genießen. Aber auch spannende und sportliche herausfordernde Aktivitäten wie Klettern, Mountainbiken, Raften und Gleitschirmfliegen. Und wer abends ausgehen möchte, findet durchaus gemütliche Bars und Gasthäuser und anschließend die Disco zum Abtanzen. Außerdem ist Salzburg nur einen Katzensprung entfernt und bietet eine gern angenommene kulturelle und gesellschaftliche Ergänzung. .

Wie steht es um die Hotellerie im Berchtesgadener Land? Ein Männer- oder Frauenpaar im Doppelbett ist bei dem einen oder anderen Hotel sicherlich noch keine Selbstverständlichkeit ...

Die Menschen im Berchtesgadener Land sind seit Generationen Gastgeber und gewohnt, Gästen gegenüber freundlich und tolerant zu sein. Das haben die Journalisten sicherlich auch bei Ihrem Besuch gespürt. Als schwules oder lesbisches Paar wird man sicher bei den meisten Hotels und Pensionen nicht anders als andere Gäste behandelt.

1 Kommentar:

  1. Einen künstlerischen Blick auf seine Heimat bietet der schwule Künstler Robert C. Rore in dem Bildband "Salzburg und Berchtesgaden. Ein Skizzenbuch". Weitere Infos unter www.kunstbehandlung./de/d/html/rore_heimat08text.html

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